Der Lichte

Es war spät geworden. Schnell und unaufhaltsam näherte sich die gebieterische Nacht und warf ihr schwarzblaues Tuch über die kleinen afrikanischen Dörfer. Dem Tag dämmerte, dass es nun mal wieder so weit war das Zepter der Zeit weiterzureichen und die Geschicke bis zum neuerlichen Morgengrauen der nahenden Kontrahentin zu überlassen.

Ebenso wenig, wie die so verschwiegene Nacht ihm am Morgen berichtete was sich während seiner Abwesenheit ereignete, mochte er aber seinem Widerpart vom Tagesgeschäft zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung berichten. So war es seit Anbeginn der Zeiten und so würde es auch bleiben im Wechsel zwischen Tag und Nacht.

Für sich selber aber ließ „der Lichte“, wie der Tag sich gern selber nannte, stets nochmal sein Tagwerk vor dem sonnengewöhnten Auge Revue passieren. Stolz blickte er dann auf Gelungenes oder erwog Besserungen, wenn er es für nötig erachtete. Diesem Montag, den 10. Oktober 2016 war er eigentlich wohlgelitten, doch bereiteten ihm die Protagonisten der kleinen Tansania-Exkursion ein wenig Sorgen.

Sie achteten nicht die Stunden des Tages. Am Abend saßen sie zusammen bis in das Refugium der Nacht und morgens lagen sie in den Betten der Hotels, als würden sie meinen, dass nur der frühe Wurm vom Vogel gefressen würde.

Auf diese Weise verzögerte sich die Abfahrt manches Mal um so wertvolle Tageszeit.

Dabei gab er sich so große Mühe. Für die heute anstehende Fahrt von Daressalam nach Kilwa hatte er nicht gescheut die aufwendigsten Kulissen bereitzustellen. Vom geschäftigen Treiben um sich scheinbar endlos aneinanderreihende Marktstände und Mikroshops im Randbezirk der Millionenstadt bis zu den Myarden von Bäumen und Büschen in jeglicher Art von Grün, teils schwer behangen mit Kokosnüssen, Bananen oder Mangos. Er konnte sich selbst kaum satt sehen an diesen Kulissen und Requisiten.

Die Gruppe aber hatte nur Augen für ihr Lunchpaket, über das sie sich mit bloßen Händen im schattigen Verschlag einer der so vielen typischen Lokale am Straßenrand hermachte.

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Selbst das Ziel der Reise, ein ästhetischer Höhepunkt im Schaffen des Tages, rang den Reisenden nicht die angemessene Wertschätzung ab.

Unter einem weiten Strohdach, rund um den Stamm eines mächtigen Affenbrotbaumes, für den es ein halbes Dutzend Studenten bedürfe ihn zu umfassen, erzählten sie zuerst von Geschichte und Gegenwart der indischen Diaspora in Tansania, von Sklavenhandel und Anti-asiatischer Politik.

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Vor dem daraufhin so romantisch-exotischen Bild der im indischen Ozean versinkenden Sonne, der finalen und schönsten Inszenierung die „der Lichte“ zu schöpfen vermag, berichteten sie dann noch über Aufbau und Herrschaft des deutschen Kolonialgebietes in Ostafrika.

Selbst als noch das letzte Glimmen auf den Spitzen der tänzelnden Wellen erlosch, hallten die studentischen Diskussionen zum „indirect rule“ noch durch den afrikanischen Busch.

„Der Lichte“ hatte seinen Frieden geschlossen mit dem Tagwerk und ahnte nichts mehr von der Buffetschlacht um einen Barracuda, die sich unter dem elektrischen Licht der Lodge entbrannte.

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Erst nach und nach erloschen die Lampen in den kleinen Häuschen am Strand von Kilwa. Und wenn der Tag sich nach dem Rückzug der Nacht wieder anschickt seine Arbeit aufzunehmen, wird sich zeigen ob dem frühen Wurm oder dem späten Vogel die Stunde schlagen wird. „Der Lichte“ hatte da bereits eine Vermutung…

Marco Petersen & Marc Geisler

Die „Blauetasche“ reist um die Welt

Heute sind wir bei Tag 9 angekommen und haben einige blaue Universitätstaschen bei offiziellen Terminen mit Präsenten überreicht.

Der Sonntag begann um 9:00 Uhr mit dem Stadtführer Mr. John Nguchiro, der uns durch Dar es Salaam führte. Vorab bekamen wir einen Schnellkurs in Kisuaheli:

„Habariani“ (Guten Tag)     –    „Nsuri“ (Guten Tag)

„Karibu“ (Willkommen)     –     „Asante“  (Danke)

„Jambo“ (Hallo)                  –     “Si jambo”  (Hallo)

Zu den vielen kolonialen Bauten an der Uferpromenade erklärte uns Mr. John: Die Deutschen sind nach Dar es Salam gekommen und haben strong buildings errichtet, die noch heute vom tansanischen Staat für administrative Zwecke genutzt werden.

Der nächste Halt, der Fischmarkt, war eine Freude für die Augen und eine Herausforderung für die Nase.

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Der Markt versorgt das gesamte Hinterland von Dar es Salaam. Gefischt wird traditionell mit kleinen Dhaus in der 5-Seemeilen-Zone. Bei der Verabschiedung von unserem Guide löste unsere „Blauetasche“ bei Mr. John große Freude aus. „Asante!!“

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Als nächstes informierte uns das Referat im Botanischen Garten über Nyereres System der Ujamaa.

Nach einer leider zu kurzen Souvenir-Shoppingtour ging unser dicht gedrängtes Programm schon weiter. Frau Dr. Regine Qualmann (Country Director Tanzania) empfing uns in den Räumen des GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) und erläuterte die vielfältigen Projekte in Tansania: Health, Water, Biodiversity, Substainable Energy und Regional Integration.

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Unser Fahrer Abdullah brachte uns mit unerschütterlicher Geduld durch den chaotischen Feierabendverkehr zur Universität von Dar es Salaam. Dort empfing uns Prof. Betram Mapunda, Archäologe und Historiker. Sein interessanter Power-Point-Vortrag zum Maji-Maji-Krieg (1905-1907) gegen die deutsche Kolonialherrschaft wurde zwar von einem der fast alltäglichen „power cuts“ unterbrochen, das tat dem Vortrag und der anschließenden Diskussion jedoch keinen Abbruch. Prof. Mapunda betonte, dass eine Rebellion nur gegen eine anerkannte Macht stattfinden kann, jedoch übten die Deutschen keine Macht in diesem Sinne aus. Der Maji-Maji-Krieg war also ein Krieg des Widerstandes.

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Unser europäischer Blick auf Afrika bekam heute von afrikanischer Seite mit diesen differenzierten Informationen einen ganz neue Perspektive.

„There is one truth and there is another truth

and you have to find the true truth.“

(Prof. Joseph Parcalaw, Vice Chancelor Makumira Universität, Arusha)

„Blauetasche“ – große Wirkung!!! Danke liebe Fernuni-Werbeabteilung!

 Barbara Traumann, Ute Kemmerling

Livingstone passed here.

Bagamoyo – einst Skalevenumschlagplatz, heute Touristen Hochburg. Am Morgen brachen wir von Morogoro auf und konnten nach 4 Stunden Fahrt in dem heutigen Naherholungsgebiet der Tansanier und beliebten Touristenort Bagamoyo wieder die Beine lang machen.
Die Travelerslodge, betrieben von einem Südafrikanischen/Deutschen Paar, bot uns eine wunderbare Stelle um das erste Referat des Tages von Ekkehard Thesen „Kollaboration und Elitenbildung in der britischen Kolonie Tanganyika“ zu hören.
Nach einem leckeren Snack brachen wir mit Roman, einem studierten Historiker vor Ort, zu einem historischen Stadtrundgang auf.
Nach 3 Stunden interessantem Spaziergang und einem maritimen letzten Rundgang über den belebten Strand, ließen wir uns zu dem zweiten Referat von Christian Neumann „Stadtentwicklung Draesalaams von der Kolonialzeit bis heute“ bei einem kühlen Getränk nieder.
Mit Stau und vielen Eindrücken von der Einfahrt in die Stadt eroberten wir das New Africa Hotel in Daresalaam um 19 Uhr.
Leider hatten wir einn Verlust zu beklagen, es handelte sich zum Glück „nur“ um den Koffer des Co-Exkursionsleiters Hendrik Lührs, der mit viel Nerven aufreibenden Aktivitäten aber dann doch noch gefunden wurde…in West-Tansania….

Patrizia Höfer